gastbeitrag

Wenn die Unternehmenskultur der Innovation im Weg steht

Innovation ist heutzutage schon lange nicht mehr optional, dennoch scheitern viele große Unternehmen daran, nachhaltige innovative Produkte und Services zu entwickeln. Was läuft hier schief?

Wenn die Unternehmenskultur der Innovation im Weg steht
Julia Steinegger
Innovationsmanagerin bei Österreichische Hagelversicherung

Unternehmen tun sich oftmals schwer Digitalisierungs- und Innovationsprojekte effizient und erfolgreich umzusetzen. Sei es die Einführung eines CRM-Tools, einer neuen Qualitätsmanagement-Software oder eines Dokumentenmanagementsystems: Starre Strukturen, lange Entscheidungswege und fehlende Kommunikation bringen trotz gutem Projektmanagement den Projekterfolg häufig ins Wanken.

Definieren Sie ein gemeinsames Ziel!

Es lohnt sich den Fokus nicht nur auf projektspezifische Details und Anforderungen zu legen. Wie sagt man so schön? Ein gutes Team ist die halbe Miete. Die richtigen Rahmenbedingungen und kompetente Ausführung der Projektanforderungen ist dann wohl die andere Hälfte. Damit ein Projektteam das bestmögliche Ergebnis liefern kann, bedarf es ein paar innovationsfördernden Rahmenbedingungen.

Der wohl wichtigste Erfolgsfaktor in einem Projekt ist die Zielsetzung. Stellen Sie sicher, dass alle Projektbeteiligten über das definierte Ziel Bescheid wissen und gemeinsam als Team auf dieses hinarbeiten.

Sorgen Sie für alle benötigten Kompetenzen im Team!

Gleichen Sie fehlende Kompetenzen durch ein externes Unternehmen aus. Die externe Sichtweise bringt nicht nur Knowhow ins Projekt mit ein, sondern auch neue Inputs, die man als langjähriger, „betriebsblinder“ Mitarbeitende außer Acht lassen würde. Außerdem ist ein externer Partner mit seinem Erfahrungsschatz sehr gut als objektiver Moderator für Projektmeetings geeignet. Ganz abgesehen davon, werden interne Personalressourcen entlastet.

Stellen Sie ausreichend Ressourcen zur Verfügung!

Gewährleisten Sie, dass genügend finanzielle, materielle und zeitliche Ressourcen für das Projekt zur Verfügung stehen. Im besten Fall werden die Projektbeteiligten weitestgehend vom Tagesgeschäft entlastet. Je mehr Prozesse im Unternehmen digitalisiert und automatisiert werden, desto mehr Zeit bleibt auch für Innovation. Speziell Innovationsprojekte bedürfen am Anfang einen hohen Kapitaleinsatz, dauern lange und tragen manchmal erst nach ein paar Jahren Früchte. Planen Sie diesen Zeitaufwand und die Kosten aktiv und bewusst ein, um das Projekt vor dem Scheitern zu wahren.

Stellen Sie die Unterstützung des Top-Managements sicher!

Vergewissern Sie sich auch über die Unterstützung des Top- und Middlemangements. Innovation sollte im besten Fall von allen Mitarbeitenden getrieben werden. Dies wird jedoch nur passieren, wenn die Führungskräfte als Vorbild in Sachen Innovation agieren und als Treiber für Innovation fungieren. Sie sind dafür verantwortlich Raum und Zeit für Innovation zu schaffen, sowie innovationsfördernde Maßnahmen zu unterstützen.

Achten Sie auf offene Kommunikation und gute Teamarbeit!

Es gibt eine Vielzahl weiterer Faktoren, die zum Erfolg von Digitalisierungs- und Innovationsprojekten beitragen. Flache Hierarchien und schnelle Entscheidungsprozesse wirken sich positiv auf den Projekterfolg aus. Ebenso begünstigen kurze Kommunikationswege und offene Kommunikation im Team das Ergebnis. Wichtig ist auch, dass Silodenken zwischen den Abteilungen ausgeschaltet wird und alte Konflikte zwischen Teammitgliedern außen vorgelassen werden. Es liegt in der Verantwortung des Teamleitenden, solche Barrieren abzubauen und gute Teamarbeit zu ermöglichen.

Ermöglichen Sie eine positive Feedbackkultur und holen Sie Kundenfeedback ein!

Zur Kommunikation im Team zählt auch Feedback. Eine gute Feedbackkultur wirkt sich ganz klar positiv auf den Projekterfolg aus. Dies bezieht sich nicht nur auf das Feedback innerhalb des Teams, sondern auch auf Kundenfeedback. Kein Projekt kommt mehr ohne das Einholen von Nutzerfeedback aus. Feedback vom Endnutzer ist das wertvollste Gut, egal ob in einer frühen oder späten Projektphase.

Stellen Sie sicher, dass jedes Projektmitglied Zugang zu relevantem Wissen hat!

Um effizient Arbeiten zu können, müssen die Projektmitglieder zu jeder Zeit Zugang zu relevantem Wissen haben. Vermeiden Sie einen Single Point of Knowledge. Es darf nicht passieren, nur weil ein Kollege im Urlaub ist, dass das ganze Projekt still steht. Machen Sie sich über das Wissensmanagement Gedanken und entwickeln Sie eine Unternehmenskultur, in der Wissen gerne weitergegeben wird. Wissen kann aktiv durch den persönlichen Austausch weitergegeben werden oder mit Hilfe diverser Tools für Wissensmanagement erfasst werden. Zweiteres ist vor allem in Zeiten wie diesen ein sicherer Weg, um Wissen zu speichern und für alle zugänglich zu machen.

Gewährleisten Sie eine positive Fehlerkultur!

Auch heutzutage werden Fehler in vielen Unternehmen als etwas Verwerfliches angesehen. Gerade in Innovationsprojekten muss eine gewisse Risikobereitschaft an den Tag gelegt werden. Es wird oft experimentiert und ausprobiert. Selbstverständlich ist nicht jeder dieser Versuche erfolgreich, daher ist Fehler machen ganz normal. Mitarbeitende dürfen keine Angst davor haben, Fehler zu machen. Wichtig ist nur, dass man aus diesen Fehlern lernt und die Learnings beim nächsten Versuch beachtet.

Um Digitalisierungs- und Innovationsprojekte nachhaltig erfolgreich umzusetzen, müssen also viele Unternehmen auch an ihren Strukturen und ihrer Unternehmenskultur schrauben. So ein Change-Prozess kann Jahrzehnte dauern. Manche Unternehmen entscheiden sich deswegen sogar für eine Unternehmensausgründung in Form eines Tochterunternehmens. In diesem Umfeld passiert dann jene Innovation, die im Mutterunternehmen aufgrund starrer Strukturen, viel Bürokratie und fehlendem Mindset für Innovation nicht möglich war. Es kann eine agile, innovationsfördernde Kultur entwickelt werden, die alle Rahmenbedingungen erfüllt und Innovation und Projekterfolge begünstigt.

Eine Unternehmenskultur muss innovationsfördernde Rahmenbedingungen bieten, damit Digitalisierungs- und Innovationsprojekte erfolgreich umgesetzt werden können.
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